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Full Service Music Agencies – Des Majors letzte Rettung?


Das sterben der heimischen Indies hat 2007 mit Soul Seduction Records einen ersten traurigen Höhepunkt erreicht. In Deutschland wiederum steht die Talent und Entdeckerschmiede City Slang am Abgrund. Keine guten Vorzeichen für 2008 also. Die Wirtschaft erwartet noch schlechtere Zahlen und eine Trendumkehr ist nicht in Sicht.

Düstere Prognosen am Musikmarkt wenn man es auf die Plattenfirmen bezieht. Doch überraschend kommt das alles ganz und gar nicht. Denn auch die Indies stehen der Digitalisierung rat und planlos gegenüber, einzig die Tatsache das sie keine Gelder um das Loch zu stopfen, nachschießen können. Major Labels können dies derzeit noch ohne Probleme. Entlassungswellen gibt es aber trotzdem.

„Kinder der Tod ist gar nicht so schlimm“ meinte ein gewisser Tim Renner bereits vor einigen Jahren. Denn schon damals begann das sterben der festgefahrenen Strukturen in den einzelnen Musikindustrien. Ein Horst Unterholzer von der heimischen Sony Music rät wiederum zu einem Full Service Paket, wo ein Major oder eine Plattenfirma alle Bereiche abdecken soll. Der Künstler bindet sich sozusagen an eine Firma und bekommt das volle Service Paket.

Das dies nun schwer möglich ist, auf Grund des akuten Personal Know How Mangel ist eine andere Sache. In den heimischen Plattenfirmen fehlen hierbei noch die richtigen Leute. Egal in welcher Abteilung. Wenn man wirklich erfolgreiche Künstler haben will, dann muss
auch ein Team dahinter stehen welches die Strukturen kennt und vor allem eine gewisse Leidenschaft an den Tag legt. Nur, wir reden hier von einem Major KONZERN. Ein globales Unternehmen wo bsp. in der Promoabteilung alle paar Monate Leute entlassen und andere wieder eingestellt werden.

Wie soll das nun also funktionieren? Ein kurzes Beispiel soll aufzeigen warum die Idee schwer in die Praxis umgesetzt werden kann.

Act: Demian Stone
Genre: Pop


Der Künstler Demian Stone unterzeichnet einen Vertrag mit einem heimischen Major der sich auf 2 Jahre zunächst beschränkt. Demian Stone ist in Insiderkreisen bereits kein Unbekannter mehr, auf Grund eine unverkennbaren Stimme, eines extravaganten modischen Style sowie Kracher Pop Songs Marke Mika.

Das Betreuer Team der Plattenfirma setzt sich zusammen aus dem A&R, der Promoabteilung, dem Product Management, Marketing, Booker sowie einem Rechtsanwalt.

Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, die ersten Medien zeigen sich vom Künstler
begeistert und steigen mit diversen Features ein. Die Arbeit der Promoabteilung geht also vollstens auf, da ein Promoter dem Künstler direkt zugewiesen wurde. Dieser hat Stone in der
Releasezeit als Prime Act und zwei Assistents.

Knapp vor der Veröffentlichung wird der zugewiesene Promoter entlassen, aufgrund eines Entscheids aus der Chefetage des Labels das der heimische Ableger weniger Geld bekommt.

Da die Assistents weit weniger verdienen, muss auf Grund von Rationalisierungsmaßnahmen natürlich der Promoter gehen. Und genau da liegt dann auch schon der Fehler. Man kann ein gut eingespieltes Team nicht einfach so auflösen. Das ist purer Selbstmord des Produkts.
Denn die Assistents die dann wahrscheinlich den Job Interims übernehmen werden, haben sicher nicht die Power das Produkt zu pushen.

Die Geschichte der Majors zeigt leider dass dies kein fiktives sondern durchaus reales Szenario ist. Promoter, A&Rs etc wurden oft genug schon entlassen und die homogenen Gefüge zwischen den Künstlern und dem Label zerstört. Man kann auch kaum erwarten das
eine Maschine wo die wichtigsten Bestandteile ausgewechselt werden, dann noch weiterhin gleich funktioniert. Das ist leider undenkbar und eben das klare Ende des Produkts.

Der Künstler bleibt also auf der Strecke und sein Potential kann nicht ausgeschöpft werden, auch wenn er sich noch so angestrengt hat und verdammt gut ist. Es geht immer ums gesamte Team.

Abseits davon betreut ein Promoter bei einem Major eine gigantisch große Anzahl an Releases aus dem Ausland. Produkte die ebenso seiner Aufmerksamkeit bedürfen. Die Konzentration auf 2-3 Releases und Tourneen im Jahr ist nahezu unmöglich.

Horst Unterholzer jedoch hat hier jedoch unabsichtlich ein gutes Lösungsmodell für die Krise der Indies präsentiert. Denn ein Indielabel welches als Full Service Agency agieren kann, hat weit mehr Chancen auf Erfolg mit 1-2 Künstler im Jahr als ein Major im Domestic Abteil des
Markts.

Der Indie stellt zumeist die Mitarbeiter nicht vollzeit an. Finanziell würde es sich nicht ausgehen. Zudem legen sie mehr Focus auf Development der Acts. Sie signen viel weniger, widmen sich aber zu 100% mit eingespielten Teams. Denn wenn die Chemie des Teams mit dem Künstler nicht passt, wird es garantiert keine Zusammenarbeit geben.

Und, die Wahrscheinlichkeit das Mitglieder des Teams ausgetauscht werden, auf Grund von Rationalisierung, ist ebenso nicht wirklich eine Gefahr. Der Musiker hat nun also die Möglichkeit vom Label eine komplette Betreuung zu bekommen. Er kann sich auf seine Musik konzentrieren und diese weiterentwickeln. Das Label oder die Full Service Agency kümmert sich um den Rest.

Die Lösung ist es wahrscheinlich nicht ganz. Dennoch ein Modell welches für Indies wie die Faust aufs Auge passt zumal sie auch meist bessere Kontakte in die Clubs haben und somit den nötigen Live Buzz aufbauen können.

Und was zudem schön ist. Aufgrund der digitalen Verbreitung von Musik braucht sich ein Indie Label keine Sorgen mehr ums Produktionsbudget machen wenn es daran geht die Musik in die richtige Form zu pressen. Limited Editons die eine gute visuelle Aufmachung haben,
in Kleinstauflage, und der Rest übers Netz, legal und illegal. Das reicht allemal
um die Clubs und später die Konzerthallen zu füllen.

Alles in allem. Mir tut es nicht weh wenn es die Majors an den Kragen geht. Denn meine lieben Kinder, der Tod ist wirklich nicht so Schlimm.

In diesem Sinne, 2008 kann kommen!

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