Freitag

TBP Interview - Alexander Pfeiffer (Band:Union)

Es tut sich was in Österreich. Die alten Strukturen bekommen immer größere Risse und die Fühler in Richtung Ausland sind längst ausgestreckt. Einer der hierbei aktiv daran mitarbeitet ist Alexander Pfeiffer. Mitverantwortlich für die Achse Wien – Malta und Initiator der Musikerplattform Band:Union.

Bitte stell dich zunächst unseren Lesern vor:

Alex Pfeiffer, 28, Wassermann ;), Wiener
Erste Bühnenerfahrung: Vor 14 Jahren im UnPlugged mit the banana trees
Schönste Bühnenerfahrung: Schlachthof Wels mit Schattenparker
Schon mit 16 begonnen Konzerte zu organisieren, im Alter von 19 dann die erste Idee zur Bandunion gemeinsam mit Franz Preihs.

Ab dem Jahr 2000 gibt es nun die Bandunion offiziell. Mittlerweile ist mein Kollege Michael Zeisel an Bord statt Franz Preihs der nun Extremsportler ist.

Außerhalb der Musik stelle ich gerade mein Doppelstudium (WU: BWL / Donau-Uni: Game Based elearning) fertig und arbeite bei einer Transportwirtschaftsfirma im Supply-Chain Management.

Traum: Bis 30: Ein Buch, eine CD und einen Film fertigzustellen: Nun sind es 15 CD Veröffentlichungen (Bandunion 7 + best of, Schattenparker, the banana trees, Austria Wien 90 Jahre, 3 x Richard Kapp, Bitterside Österreich Edition …) geworden, ein Buch (www.2121.at) und den Film schaff ich auch noch (www.amalteselovestory.com).


Das Projekt Band:Union gibt es bereits seit Anfang 2000. Was hat sich seit damals alles so getan?

Sehr viel! ~ 230 veranstalte Konzerte (wir hatten 2003 / 2004 wöchentliche Clubs!). Über 100 Bands persönlich kennengelernt. 3 Touren mit Bands aus Malta. Wir haben Lokale schließen und öffnen gesehen. Bands wurden gegründet haben sich umbenannt und dann aufgelöst, Samplerversuche von Kollegen die es nicht geschafft haben eine „Nr 2“ zu fabrizieren.

Änderung in der Musikszene aufgrund des Mp3 Formates. Wobei wir schon 2000 mit lion.cc auch auf dieses Format gesetzt haben, und nun neben itunes und co auf der „Daten CD“ hochqualitative MP3’s der Bandunion Bands anbieten.

Dann letztes Jahr beginn „der neuen Österreicher“, diverse Bandwettbewerbe usw… Musikszene im Wandel sozusagen ;).

Welche Auswahlkriterien habt ihr eigentlich bei den Einsendungen?

Qualität der Musiker / des Songs; Live Erfahrung der Band, Aufnahmequalität des Songs, Präsentation (Internetseite? My Space Seite? …) und letztendlich der Charakter der Band und deren Einstellung. Diese Attribute erfährt man nach einigen e-mails recht schnell.

Im Gegensatz zu anderen Samplern die es mit heimischen Acts gibt, hat sich die B:U nicht nur österreichischen Acts verschrieben. Auch Internationale Bands finden ihren Platz auf dem Sampler. Welche Ambition oder welches Ziel steckt hier dahinter?

Nur im internationalen Vergleich können sich die heimischen Bands messen und sehen „wo sie sind“. Unsere internationalen Acts sind stets in deren Land bekannt und „on air“. Da diese im Vorfeld einverstanden sind „Bandunion“ in ihrem Umkreis zu bewerben und Bandunion CD’s an ihre Pressepartner zu geben gibt es somit auch einen großen Bandunion Fankreis im Ausland. Den größten mit Sicherheit auf Malta, wo es unsere CD’s in jedem Geschäft gibt, im Radio zu hören, und auch zeitweise Poster die Wände pflastern.

Bandunion Länder bis dato: USA / England / Schottland / Italien / Schweiz / Malta / Kuba

No Label, Band Union, Musik von Hier etc. All das sind unabhängige Initiativen zur Stärkung des heimischen Musikmarktes. Tauscht ihr euch auch untereinander aus oder ist es eine Art Konkurrenzkampf?

Ganz und gar nicht, wir begegnen uns sogar sehr freundschaftlich. Bringt ja nichts, wenn man sich gegenseitig die Köpfe einhaut!

Deine 3 Tipps für österreichische Nachwuchsacts?

1: Beim Demo nicht vergessen Kontaktdaten dazuzuschreiben! Am besten auch direkt auf die CD oder ins Booklet –falls sie aus dem Presswerk ist! Und zwar inkl. Namen / E-Mail und Tel. Nummer! Ich bekomme rund 100 Demos im Jahr – du glaubst gar nicht wie viele einfach als Rohling daherkommen mit: „Hallo Alex, wir sind xxxxx und aus Tirol viel Spaß beim anhören“. Dann googelt man die Band und die hat keinerlei Internetauftritt… sehr mühsam dann die Künstler rauszufinden da gerade diese Demos oft von hochbegabten jungen Leuten sind.

2: Nicht scheuen Kosten für ein Musikvideo auszugeben (2000-3000 EUR)!

3: Professionelles Rundherum. Beginnt beim Cooperate Design der Briefe und hört irgendwo bei pünktlich zum Gig kommen auf ;).

Sowie deine 3 Hot tipped Austrian Acts:

Von den „Berühmten“
Herbstrock
Mondscheiner
Luttenberger & Klug

Von den „Etablierteren“:
KARLI
INSECURE MUSIC
RICHARD KAPP

Von den „Jüngeren“:
GOLDFISCH
MY SISTERS NAME IS FRANK
LUXUS BAND

Die heimische Rockband „She Says“ behauptet in einem Interview das es den österreichischen Acts in erster Linie an Selbstvertrauen mangelt. Vor allem wenn es um Ausländische Märkte geht. Wie siehst du das?

Es fehlt wohl eher am nötigen Kleingeld und vielleicht auch daran, dass es kaum Bands gibt die sich wirklich einen der anerkannten Produzenten leisten können ohne die im Business eigentlich nichts läuft.

Aktuell ist ja wieder eine heisse Diskussion ums Filesharing etc entbrannt, immer mehr Modelle des digitalen Vertriebs werden veröffentlicht, es gibt unzählige Weblogs die sich mit dem Thema beschäftigen. MP3 Weblogs sind der „neueste“ Trend. Findest du das diese Weblogs zusätzlichen Schaden anrichten und wie ist deine Meinung gegenüber legalen und illegalen Download Systemen?

Zweigeteilt; aus der Sicht der jungen Bands: Die ersten gut aufgenommen Demos ruhig über Mp3 de etc.. anbieten. Später gleich auf Itunes einlisten lassen und nicht die gratis Schiene gehen.

Laden es sich dann Fans runter und stellen es gratis in ihren Blog, vergrößert sich so wenigstens der Bekanntheitsgrad der jungen Band.

Sind es „echte Fans“ dann kaufen sie das Lied ohnehin.

Bei den „großen Bands“: Ich denke ein Luxusauto weniger verkraften auch diese. Dafür vergrößert sich natürlich auch deren Fankreis gerade durch die illegalen Mp3s…

Deutschland ist nach wie vor der erste Markt der neben dem heimischen von unseren Musikern angesteuert wird. Bei deutschsprachigen Musikern ist das auch klar, doch bei englischsprachigen nicht unbedingt verständlich. Ist Deutschland einfach ein MUSS?

Ich glaube, dass der heimische Markt nur wenige Füße eines Tausendfüßlers ausmacht. Und dass es sicher leichter ist für Silbermond und co bei uns Fuß zu Fassen als umgekehrt. Deutschland ist zig mal größer, man braucht somit auch zig mal mehr Geld für Promo & Marketing, abgesehen von Qualität und dem unerschütterlichen Glauben an sich selbst.

Deine Meinung zu Myspace, LastFm und co?

Feine Sache, auch wenn MySpace durchaus „Ego-Surfing“ Suchtfaktoren hat über die ich nun Stundenlang reden könnte. Aber ich verweise hier auf IPOS – www.onlinesucht.at ;-).

Justin Barwick von Weekender Records meinte das der heimische Markt nicht vorhanden sei, da Österreich zu wenig Einwohner und somit eine zu niedrige Kaufkraft hat. Was sollten Musiker deiner Meinung nach tun, ins Ausland gehen und dort ihr Glück versuchen oder im Land bleiben?

Stimmt so nicht, wir haben nur einen ähnlichen Effekt „Österreicher zu unserem Fußballteam“ wie „Österreicher zu unserer Musik“. Erster Effekt wird immer schlimmer trotz EM, der zweite Effekt bessert sich zum Glück etwas. Trotzdem kaufen die eigenen Fans noch zu wenig die Produkte der eigenen Bands. Bzw gehen nur auf die Konzerte, weil die Musiker halt „Freunde“ sind. Schade. Das ich nicht Justins Meinung bin sollte mal wieder Malta verdeutlichen: Die Insel ist grad mal so groß wie Wien und dort werden die heimischen Acts vergöttert und sind mehr als nur gleichberechtigt.

Welche strukturellen Probleme hat in deinen Augen die Österreichische Musikindustrie?

Angst vor Airplay der Radiostationen. Also die Angst Musik zu spielen welche in den sündteueren Marktforschungen nicht explizit gewünscht wurde. Angst Musik zu spielen wo keine Einlistungsgebühr bezahlt wurde…

Ohne Airplay erhalten die Bands logischerweise keine Breitenwirksamkeit, sollten sie doch mal gespielt werden fällt es unter „na lieb“. Trotzdem werden sie deswegen nicht öfters gewünscht, weil man sich teilweise nicht mal an den Bandnamen erinnert. Anders natürlich bei den Ö3-Bands, aber auch dort hat es jetzt über ein Jahr gebraucht bis „normale Fans“ die Ö3 Bands anerkennen.

Bei den vorher erwähnten Marktforschungen erzielen die jungen Bands keine guten Ergebnisse, also werden sie auch nicht gespielt. Jedoch bin ich der Meinung, dass sie nur gute Ergebnisse erzielen können wenn man den Markt vorhin mit der jeweiligen Musik penetriert.

Das Problem der heimischen Bands die dann auf Fm4 / Ö3 laufen ist dann, dass sie sicher selbst gar nicht mehr um ihre Fanbase kümmern. Sprich wenn man sie für einen normalen Club Gig veranstaltet schreiben die meisten nichtmal nen Newsletter raus. Wollen sich auf keine Kartenbeteiligung (also Erfolgsbeteiligung) einlassen – sondern fordern eine Fixgage. Sind somit beinahe unveranstaltbar für kleine Booker die keine Sponsoren haben die das „Minus“ abdecken.

Ein weiteres Problem sind für Booker die Bandwettbewerbe. Eine Band die bei ABC und Co im Rennen sind – sind für diese Zeit ebenfalls nicht veranstaltbar.

Naja und dann das „Vertiebs Probleme“. Leider sind unsere Künstler kaum in den Elektronik Märkten zu finden. Was auch klar ist, da die Verkäufe nicht berauschend sein würden. Aber diese Werbefläche und Prestige-Sache fehlt den Bands ungemein.


Welche Pläne für die Zukunft hast du?

Nächstes Jahr den Spielfilm mit Bandunion Musik drehen. Bandunion 8 entweder für nächstes Jahr oder für 2009. Einige sehr feine Konzerte im kommenden Jahr veranstalten. Und bis zum 30er beide Studien fertig haben. Haus bauen, Kinder kriegen usw... und so fort…



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