Freitag

TBP Interview - Georg Huber von Office 4 Music

"...was den Bereich Pop und Rock betrifft sind wir – ganz ehrlich gesagt – ein Entwicklungsland..."
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Bitte stell dich zunächst unseren Lesern vor:
Mein Name ist Georg Huber und ich bin seit ca. 3-4 Jahres als Musikmanager in Deutschland und Österreich aktiv. Musik mache ich seit 12 Jahren. Ua. habe ich die ersten 1 ½ Jahre in Deutschland gearbeitet und bin danach wieder nach Österreich zurückgegangen, um meine eigene Firma aufzubauen. Weiters habe ich von April – Sept. 07 bei Sony Bmg als New Business Develop Manager als Consulent gearbeitet.

Wie ist die Idee und das Projekt „musikvonhier.at“ sowie eure Firma Office 4 Music entstanden?
Aufgrund der sich stark ändernden Situation im Musikbusiness war es mir ein großes Anliegen innovativ in die Zukunft zu gehen.

Welche Kernziele verfolgt ihr damit?
Wir wollen Musikern faire Services anbieten, sowie die österreichische Musik in einer Plattform festhalten, Tipps geben und über die Musik als Onlinemedium berichten.

Welches Potential haben in deinen Augen die heimischen Bands vor allem im Bezug auf das Ausland?
Im Bereich Schlager und klassischer Musik sind wir hier ganz gut aufgestellt, was den Bereich Pop und Rock betrifft sind wir – ganz ehrlich gesagt – ein Entwicklungsland. Es steht zu wenig Geld für Musiker und die Industrie zur Verfügung.

Ö3 hat über die „neuen Österreicher“ in meinen Augen ein Projekt gestartet was mehr dem Marketing des Senders dient als den Künstler hilft, die Künstler selbst werden meist nach dem ersten Album gedroppt oder spätestens nach dem zweiten. Findest du das „neuen Österreicher“ eher ein Schuss nach hinten war?
Meine Meinung (!): Es ist wichtig, dass überhaupt etwas gemacht wird – egal von wem und wo. Jeder versucht sein Bestes um aus einem Projekt, einer Marketingaktion oder was auch immer, das Beste daraus zu machen. Unterm Strich kann man sich danach immer fragen: „Was hat es gebracht?“ oder „Was hätte man besser machen können!“ und man ist auch meistens danach immer „Gescheiter“! Wir befinden uns hier in einem Weg, der uns alle – hoffentlich - zu einer besseren Rock- & Pop-Gesamtsituation führen sollte.

Welche strukturellen Probleme hat in deinen Augen die Österreichische Musikindustrie?
Strukturelle Probleme? Kommt darauf an was man darunter genau versteht. Die Medienkonzentration (allgemein), der Wasserkopf Wien, das Fehlen aktiver Verlage, das Fehlen finanzkräftiger Indie-Companies, vor allem aber auch die schwach entwickelte Liveszene was professionelle Locations betrifft. Es fehlt auch an Investitionen (allgemein) und auch noch an Acts die diese Investitionen – egal ob durch Live-Auftritte, Merchandising oder dem Song- bzw. Musikverkauf - wieder einspielen können. Sowie an Medien die diese Acts in ein tolles Lampenricht befördern können.


Deine 3 Tipps für österreichische Nachwuchsacts?
Mir gefällt Krautschädl.

Die heimische Rockband „She Says“ behaupten in einem Interview das es den österreichischen Acts in erster Linie an Selbstvertrauen mangelt. Vor allem wenn es um Ausländische Märkte geht. Wie siehst du das?
Korrekt (wieder im Bezug auf Rock & Pop). Das hat aber auch etwas mit der Musikgeschichte unseres Landes zu tun. In anderen Ländern ist Rock und Pop eine Kultur, die seit Jahrzenten gelebt wird. Bei uns wird diese Rock und Pop Kultur noch nicht einmal richtig gelebt. Die Acts haben keine Präsentationsmöglichkeiten, wie sollten sie dann Selbstvertrauen bekommen.

Aktuell ist ja wieder eine heisse Diskussion ums Filesharing etc entbrannt, immer mehr Modelle des digitalen Vertriebs werden veröffentlicht, es gibt unzählige Weblogs die sich mit dem Thema beschäftigen. MP3 Weblogs sind der „neueste“ Trend. Findest du das diese Weblogs zusätzlichen Schaden anrichten und wie ist deine Meinung gegenüber legalen und illegalen Download Systemen?
Nein, Musik ist im Internet sowieso bereits kostenlos. Eine Veröffentlichung inkl. einem Vertrieb (CD und Download) ist eine Vorraussetzung um einen Act bewerben zu können und um ihn dann auf Tour zu schicken. Mit einem No-Name Act über CD-Verkauf bzw. Song-Download Geld zu verdienen ist zu 99 % nicht möglich. Erst wenn ein Act eine Fanbase hat, die immer weiter wächst, dann wird man eines Tages feststellen, dass diese Fans auch die Produkte (also CDs und Downloads, T-Shirts, Anhänger etc.) kaufen wollen.


D.I.Y Promotion etc ist Anno 2007 für jede Band ein Muss. Ein Label Signing hingegen die absolute Ausnahme vor allem wenn es um die Major Label geht.
Wird es Major Abteilungen in Österreich in naher Zukunft noch geben oder wird das ganze von den Headquarters aus gesteuert?

Siehe Interview mit Sony Bmg Chef Horst Unterholzner, das wir geführt haben. Mein Fazit des Interviews: „Wenn die Major-Companies den Acts eine Komplettbetreuung (Booking, Merchandising-Produktion und Vertrieb etc.) bieten können, dann wird es diese weiterhin geben, wenn nicht, dann eben nicht!“

Deutschland ist nach wie vor der erste Markt der neben dem heimischen von unseren Musikern angesteuert wird. Bei deutschsprachigen Musikern ist das auch klar, doch bei englischsprachigen nicht unbedingt verständlich. Ist Deutschland einfach ein MUSS?
Englischsprachige Acts müssen sich am weltweiten Markt orientieren und zu dem gehört natürlich auch Deutschland. Deutschsprachige vorerst in GAS (Germany – Austria – Switzerland) – Jedoch auch hier muss man internationale Qualität abliefern, denn es ist auch möglich als deutschsprachiger Act international erfolgreich zu sein. zB. Rammstein, Falco etc..


Haben die Major Labels die Entwicklungen der letzten Jahre verschlafen?
Nein und Ja. Wir haben es hier mit internationalen Riesen-Companies zu tun. Wie so ein komplexes Firmen-System funktioniert, wissen die Wenigsten. Aber das ist bei allen international großen Companies der Fall. Vergleichen Sie die Geschichte anderer großer Firmen - rrüher eine großer Standort in Österreich, heute sehr klein. Vielleicht wurde aber in die falsche Richtung gearbeitet und noch eins muss ich hier erwähnen: Es ging den Majors jahrelang sehr gut, warum wurde nicht damals schon in zukünftige Ideen, Projekte investiert. Das könnte man den Major-Companies vielleicht vorhalten!

Wie wichtig ist in der heutigen Zeit noch ein Bandcontest?
Musik ist meiner Meinung nach nicht zu vergleichen. Stellen Sie die weltweiten Top-Acts der gleichn Stilrichtungen gegenüber. Die Fans werden Ihnen das Fürchten lehren. Ein Bandcontest bringt meiner Meinung nach meist niemanden etwas!

Deine Meinung zu Myspace, LastFm und co?
Toll das es sie gibt! Myspace ist mir jedoch mit der Zeit am Nerv gegangen. Friend adden, Friend adden, Friend adden….. Jeder wollte sich promoten, doch sorry mit professionellem Handeln und Prästentieren hat das nichts zu tun. Weiters sei noch erwähnt, dass lediglich die Arctic Monkeys durch Myspace anscheinende den Durchbruch geschafft haben. Was ist mit den anderen (millionen) Acts?

Welche Zukunftspläne hat Office4Music?

Professionelle Services für Musiker in Österreich und international anzubieten. Von A-Z. Wir sollen sozusagen als professioneller Ansprechpartner für Musiker da sein und vor allem auch Aufklärungsarbeit zu leisten, denn es wurde meiner Meinung nach in den letzten Jahren zu wenig zwischen Musikern und der Industrie kommuniziert.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

juchu, solche interview sind einfach spitze.
georg huber ist definitiv meister seines faches.
da haben wahrscheinlich promotion managerinnen mancher österreichischer majorlabels noch mehr überblick. aufruf an die bands: löscht eure myspace accounts, schreibt schlager songs und lasst euch von der sony bmg austria signen. mit etwas glück dürft ihr luttenberger klug supporten und schafft es auf eine plakatwand am autoabstellplatz simmerung. aber dann seid ihr dabei, bei den neuen österreichern